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2005 - Grundwehrdienst

Unmittelbar nach der berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme ging es zur Bundeswehr, genauer gesagt, zu den Panzergrenadieren nach Bad Segeberg. Die Fahrkarte dorthin, die für den 04.04.2005 ausgestellt war, kam einige Wochen zuvor per Post. Das war auch die Gewissheit, dass es weit weg von der Heimat gehen wird. Die Bundeswehr sagt zum letzteren: "Die Heimat ist Deutschland! Nicht Berlin, nicht Schwedt oder sonst wo!"

Wie dem auch sei. Der erste Tag war folgend: Stundenlanges stehen, ohne Getränke, ohne Kommunikation. Dann erfolgten die Untersuchungen und Impfungen. Da stellte ich mir die Frage, wieso wir solange stehen mussten, wenn die Untersuchungen so schnell verliefen? Ich bekam ein Attest für eine Brille, die ich jedoch erst viele Monate später abgeholt und auch noch selbst bezahlen musste.

Zurück zum Thema: Wird wurden zugewiesen: Fünfte Gruppe des des fünften Zuges der fünften Kompanie des 6. Panzergrenadierbataillons 182 Bad Segeberg. Die Bundeswehr war, mit Ausnahme der verdammt kurzen Nächte, eine erfahrungsreiche Zeit. Auch wenn auf Grund eines Wegeunfalls meine Anträge auf FWdl (freiwilliger Wehrdienstleistender: zusätzliche 11 Monate) und SaZ 4 (Soldat auf Zeit für vier Jahre) abgelehnt wurden. Direkt nach der AGA (Allgemeine Grundausbildung) hatte ich meinen Wegeunfall. Auf die Folgen gehe ich später mehr ein.

Das erste Sinnvolle, was bei der Bundeswehr gelernt wird, ist die Hierarchie: "Scheiße fällt immer von oben nach unten!"

Die Grundausbildung bei der Bundeswehr, das muss ich ehrlich sagen, war anstrengend, aber schön. Schön, damit meine ich nicht das optische, sondern, man wird zusammengeschmissen. Es bildet sich eine Truppe. Gemeinsam ist man stark, gemeinsam ist man auch nur so stark, wir das schwächste Glied der Einheit.

Die BIWAK-Zeit war toll! Was ist BIWAK? Die Deutsche Bundeswehr schreibt hierzu:

Zitat: "Das Biwak ist ein Bestandteil der Grundausbildung und vermittelt den Rekruten wichtige Kenntnisse, um im Ernstfall auch in der freien Natur zurechtzukommen. Sie lernen, Zelte aufzubauen, Feuer zu machen, sich zu tarnen und Feinde abzuwehren."

Während die anderen Kompanien mit nächtlichen Angriffen zu kämpfen hatten, schliefen wir seelenruhig, mit Ausnahme der Wachzeiten. Wir vermuteten unser Verschonen damit, dass wir zum Einen vorbildlich gedient haben, gut ausgerüstet und auf Angriffen gut vorbereitet waren. Wir bauten Fallen (Löcher), spannten Schnüre mit Besteck, die als Alarmanlage dienten und tarnten uns so, wie wir es von unserem Fähnrich gelernt haben. Unser Fähnrich, der war Artillerist (Soldat der Artillerie). Zum Frühstück mussten wir etwa eine halbe Stunde marschieren. Da sahen wir auch die Müdigkeit der anderen Kompanien. Die schliefen beim marschieren und später sogar beim Essen ein.

Das war das erste BIWAK. Das zweite fand wenige Wochen später zur AGA-Prüfung statt., die so ziemlich genauso ruhig verlief. Die nächtlichen Ausbildungen mit dem Marder (Schützenpanzer der Panzergrenadiere) oder der SigPi (Signal-Pistole) waren mehr als interessant.

Schießtraining auf dem Schießplatz, "Katzenwäsche" in der Kälte. Das waren Erlebnisse, die jeder erleben sollte. Erst zum Ende der AGA durften wir auch endlich einen simulierten Angriff abwehren. Auf dem Weg zurück zur Kaserne gab es einen "Hinterhalt". Unser Fähnrich schrie und wir sprangen alle vom Weg in die am Wegesrand liegenden Gräben und schossen mit unsere G36 und Platzpatronen. Zwischendurch fragte der Fähnrich noch, wie viel Munition jeder hatte.

Nach dem "abgewehrten Angriff" ging es geschätzte 25 Kilometer mit voller Ausrüstung zurück zur Kaserne. Das heißt: AGA bestanden, von nun an war ich als Panzergrenadier Wach- und Sicherungssoldat. Ja, wir gehörten noch zu den wenigen, die ihre eigene Kaserne bewacht haben. Andere Kasernen wurden von zivilen Sicherheitsunternehmen bewacht.

Auf dem Weg vom Dienstende nach Hause, wurde ich von einem PKW angefahren. Darauf gehe ich aber nicht näher ein. Das heißt nun: Wach- und Sicherungssoldat im Innendienst, MSG (Marsch-, Sport- und Geländebefreiung) bis DzE (Dienstzeitende) und Fünf-Kilo-Schein (Das Heben und Tragen von Ausrüstung mit mehr als fünf Kilogramm ist zu unterlassen). Das war's dann wohl mit der Bundeswehrkarriere.

Im Dezember 2005 schnitt ich mir dann auch noch beim rasieren in die Unterlippe: Entzündung! Ab ins BwK Berlin (Bundeswehrkrankenhaus Berlin), zur stationären Aufnahme... Am 21.12.2005 wurde ich entlassen: KzH bis DzE (Krank zu Hause bis Dienstzeitende). Das war's nun endgültig!

31.12.2005 war dann die Entlassung aus dem Wehrdienst.

Was mir noch zur Bundeswehr einfällt, was vermutlich auch ein Leben lang bleiben wird, sind die Erfahrungen...
... und natürlich die Sätze:

"Es ist kein Mensch, es ist kein Tier, es ist ein Panzergrenadier. Denn diese Art von Affen hat die Bundeswehr erschaffen."

"Was macht eine Sau, wenn sie einmal gegen die Mauer läuft?" "Uffz!"
"Was macht eine Sau, wenn sie zweimal gegen die Mauer läuft?" "StUffz!"
"Was macht eine Sau, wenn sie dreimal gegen die Mauer läuft?" "Gar nichts! So dumm ist keine Sau!"

Uffz = Unteroffizier; StUffz = Stabsunteroffizier

"Hast du Abi und bist du dämlich, geh zum Bund und werden Fähnrich!"